Letzte Woche war Weltbienentag. Und wisst ihr, was mir da so richtig bewusst geworden ist? In letzter Zeit ist die Biene geradezu zum Synonym für Insektenschutz und auch das Insektensterben geworden. Quasi, das Gleichgewicht der Natur ist in Gefahr, wenn es der Biene nicht gut geht.
Ohne jeden Zweifel ist die Biene ein wichtiges Tier in unserer Zeit und in unserem Lebensraum. Sie sichert nicht nur den Honigbedarf - ich liebe Honig und hab einen sehr hohen Honigbedarf 😊 - sondern durch Bestäubung auch den Fruchtertrag auf Feldern und Wiesen.
Ich schätze Bienen sehr und bin stolz, dass mein Schwiegervater ein begeisterter Imker ist. Ehrlich gestanden träume ich sogar davon, selbst das Handwerk der Imkerei zu lernen, weil ich es interessant und wichtig finde.
Trotz allem dürfen wir aber nicht all die anderen, unzähligen Insekten vergessen, die in unserer Natur ihren Beitrag leisten. Rein anatomisch betrachtet ist es der Biene nämlich gar nicht möglich, dem gesamten Bestäubungs- und Befruchtungsbedarf in unserer Pflanzenwelt nachzukommen.
Worum es mir geht, sind auch eigentlich gar nicht die Bestäuber-Insekten an sich. Es geht mir viel mehr darum, dass im Bezug auf Insektenschutz und speziell im Bezug auf Bienenschutz immer wieder die Landwirtschaft als Problemfeld dargestellt wird. Das passt mir überhaupt nicht! Ja, das finde ich sogar richtig falsch!
Ist Bienenschutz wirklich nur ein Bauernthema? Was ist mit all den Balkonen, Gärten, Straßen- und Uferrandstreifen, die sich teils in privater und teils in öffentlicher Hand befinden? Was ist mit all den überdimensionierten Gewerbeflächen, wo wir keinen Platz für zumindest einen Blühstreifen finden? Warum sind Straßenränder nicht mit heimischen Blühpflanzen begrünt? Was ist mit den Blumenflächen in der Mitte von Kreisverkehren? Warum werden in Hausgärten Rasenroboter eingesetzt, die es keiner einzigen Blume ermöglichen bis zur Blüte zu kommen? Warum werden Beete mit ausländischen Pflanzenarten besät, die zwar schön fürs Auge sind, der Insektenwelt aber weder Unterschlupf noch Nahrung bieten.
Unsere Insekten haben sich anatomisch an die heimischen Wildpflanzen angepasst, um sich davon zu ernähren und dabei der Bestäubung nach zu kommen. Die Blüten ausländischer Pflanzen passen nicht zur Anatomie unserer heimischen Insekten. Hier trifft’s für mich der Spruch "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint". Sicher sind exotisch blühende Blumenbeete schön anzuschauen - für die Natur und Insektenwelt sind sie aber völlig nutzlos!
Daher halte ich es zum ersten für angebracht von Insektenschutz zu reden und nicht nur von Bienenschutz.
Zum zweiten ist es nicht nur ein Bauernthema sondern ein Gesellschaftsthema. Insektenschutz geht alle an!
Zum dritten beginnt jede Veränderung bei einem selbst. Eine funktionierende Natur ist die Erwerbsgrundlage für jeden Landwirt. Somit ist jeder Landwirt motiviert, bestmöglich seine Erwerbsgrundlage zu schützen und somit der intensivste und aktivste Naturschützer.
Selbsternannte Hobbybiologen und Naturextremisten, die weder von unserer Tier- und Pflanzenwelt leben müssen, geschweige denn sich Tag für Tag damit beschäftigen, fordere ich auf, gleich mal im eigenen Garten und beim eigenen Einkauf mit echtem Naturschutz anzufangen. Und der reicht bis zu den Lebensmitteln, die aufs Teller kommen. Hier haben meiner Meinung nach unausgewogene Ernährungsüberzeugungen genau so wenig Platz wie ein Rasenroboter im Garten oder ein Balkon ohne heimische Blumen- und Wildpflanzenarten.
In dem Sinn Prost, Mahlzeit und viel Glück!
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