"Alois Selker ganz persönlich": Der Bauer und der Jäger...

 

 Vor Kurzem hatte ich in einem Gespräch eine problematische Situation geschildert bekommen, wo es um die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Jagdwesen in einer Gemeinde ging. Da habe ich mich gefragt, wieso es immer wieder mal zu Konflikten und Missstimmungen zwischen diesen beiden Gruppen kommt: Was genau ist denn an dieser Zusammenarbeit so schwierig?

 

Fast kommt es mir so, dass es - wie in manch anderen Lebenssituationen - "nur ums Prinzip" geht. Und versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen gewisse Prinzipien und schon gar nicht, sich daran zu halten und ihnen treu zu bleiben. Aber wenn es „beim Prinzip“ um Macht, Rechthaberei, Missgunst und Neid geht, dann wird jede Zusammenarbeit auf den Prüfstand gestellt und es kommt zu "Zwie-Spaltungen". Und genau hier liegt, glaube ich, der Ursprung vieler Reibereien zwischen Jägerschaft und Landwirtschaft. 

 

Dazu kommt noch ein Verhaltensmuster zum Vorschein, welches uns aus der Tierwelt bekannt ist - das "Revierverhalten", die "Revierbeanspruchung", die "Revierverteidigung". Hier sehe ich die zwei unterschiedlichen Sichtweisen auf einander treffen: Wir Bauern müssen von unserem Grund und Boden leben. Er sichert uns Nahrung und Lebensunterhalt. Wir bewirtschaften und halten Grund und Boden als Produktions- und Erwerbsgrundlage. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt damit, für andere Menschen Nahrung zu erzeugen und diese zu verkaufen. So wie andere Menschen zum Beispiel Gebäude bauen und uns so ein Dach über den Kopf ermöglichen. Wir achten und schützen unsere Einkommensgrundlage: Grund und Boden sind ein hohes Gut in der Landwirtschaft und eine Leihgabe, die wir an die nächste Generation weitergeben. Dass Diskussionen schnell mal emotionell werden, wenn es um die Sicherung der Erwerbsgrundlage geht, ist nur verständlich. 

 

Die Jagd wird als Freizeitbeschäftigung und als Hobby dargestellt. Zum Teil ist es das auch und soll auch so sein. Uns Landwirten und Grundbesitzern muss aber auch klar sein, dass die Bejagung unserer Flächen und die Erhaltung und Hege des Wildbestandes bzw. eines funktionierenden ÖKO-System sowohl ein Bestandteil einer funktionieren und lebenswerten Naturlandschaft ist als auch eine gesetzliche Grundlage dafür besteht. Für die Jagd und das Jagdwesen gibt es klare gesetzliche Regelungen, an die wir uns zu halten haben. Die erforderliche Jagd wird in unseren Regionen hauptsächlich durch eine Jagdgesellschaft ausgeübt, bei der wir als Bauern, sofern wir die nötigen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, Teil sein können und uns selbst im Sinne der Eigenverantwortung einbringen können. 

 

Die gesetzliche Grundlage sollte sich in der moralischen Verpflichtung wieder spiegeln. Es geht nämlich auch moralisch darum, ein ausgeglichenes und funktionierendes ÖKO-System zu erhalten und zu hegen. Im praktischen Sinn geht es darum, zum einen der Landwirtschaft die Erwerbsquelle Wald zu erhalten und zu sichern und zum anderen der Nachwelt einen Wildbestand zu hinterlassen, der zu unserer Kulturlandschaft gehört. Es geht darum sicher zu stellen, dass auch unsere Kinder noch Hasen, Rehe und Vögel freilebend erleben können und nicht dafür in den Tiergarten fahren müssen. Da sind die Jäger am Zug. Das haben sie sich (Gott sei Dank) zur Verantwortung und Aufgabe gemacht. Die Wertschätzung ist sowohl von Seiten der Jägerschaft gegenüber den Grundbesitzern angebracht als auch umgekehrt. 

 

Als Bauer danke ich allen gewissenhaften Jägerinnen und Jägern, die sich in gemeinsamer Absicht und gemeinsamer Zielsetzung in der Jagd, und damit auch für die Landwirtschaft engagieren. 

 

Für die Zukunft finde ich wichtig, dass wir Bauern uns zunehmend in die Jagd einbringen und engagieren. Wir haben als Grundbesitzer eine grundsätzliche Verpflichtung dazu. Um dem langfristig gerecht zu werden, bedarf es einer Anpassung in der landwirtschaftlichen Grundausbildung. Hier sollte die jagdliche Ausbildung ein Fixbestandteil werden, um zukünftige Hof- und Grund- Übernehmer bestmöglich vorzubereiten. 

 

Fakt ist: Es geht nur gemeinsam! Im Einklang zwischen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd. Nur wenn wir ein gemeinsames Ziel vor Augen haben, werden wir allen Bedürfnissen gerecht werden können. 

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